Die siegreiche Mannschaft des RSV aus der Saison 1974/75

Stadtgeschichte(n)

aus Rehburg-Loccum

Wie der Frauenfußball nach Rehburg kam

Wie der Frauenfußball nach Rehburg kam

Kickerinnen gelang einst der Aufstieg in die Verbandsliga

Sie waren die erste Fußballmannschaft im Landkreis Nienburg, die es bis in die Verbandsliga geschafft hat: Die Damenmannschaft des RSV Rehburg. Von ihrem Aufstieg 1975 in die Bezirksleistungsklasse bis zur Verbandsliga legten sie eine steile Karriere vor – und wurden irgendwann nicht mehr von den Männern belächelt.

Die siegreiche Mannschaft des RSV aus der Saison 1974/75

Die siegreiche Mannschaft des RSV aus der Saison 1974/75: Oben von links: Heidrun Rose, Ingrid Dökel, Ute Onken, Rita Dökel, Brigitte Hermann, Ursula Krause, Rosemarie Podarschil, Wilfried Rose, RSV-Vorsitzender Walter Schmidt. Unten von links: Monika Lehmann, Cordula Barchewitz, Ursula Jürgensen, Gabriele Arndt, Barbara Zornow, Inge Schimmelpfennig. privat

Das werde ein großer Spaß, sagten sich 1971 acht Rehburgerinnen, als die Einladung zu einem Hallenturnier für Damen in Nienburg eintrudelte. Ein Jux-Turnier sollte es sein, an ernsthaften Fußball dachte niemand.

„Wir sahen ein bisschen seltsam aus“, erinnert sich Heidrun Rose an ihr erstes Auflaufen auf dem Feld. Seltsam, weil sie sich mit den Trikots der Altherren-Mannschaft begnügen mussten. Reichlich lang, reichlich weit schlabberte die Oberbekleidung um sie herum.

Ihre Vorbereitung auf das Spiel hatte darin bestanden, dass RSV-Mann Norbert Grote ihnen sagte, auf welcher Position sie spielen sollten. Alle wollten Tore machen, keine in die Abwehr. Nur Heidrun Rose erklärte sich bereit, hinten zu spielen und die Torfrau zu unterstützen. Eine Position, auf der sie blieb.

Was ein Jux sein sollte, gefiel den Frauen derart gut, dass sie wenige Monate später sofort zugriffen, als der NFV Kreis Nienburg Damen-Mannschaften am Spielbetrieb zuließ. Nahezu eine Sensation im Kreis, denn Frauenfußball hatte der DFB ab 1955 verboten. „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand“, hieß es unter anderem in der Begründung.

Erst 1970 hob der DFB dieses Verbot wieder auf, allerdings mit Auflagen: Die Frauenteams mussten wegen ihrer „schwächeren Natur“ eine halbjährige Winterpause einhalten, Stollenschuhe waren verboten und die Bälle waren kleiner und leichter. Das Spiel selbst dauerte nur 70 Minuten.

Auflagen, die Rehburgs Frauen nicht weiter störten und die nach und nach aufgeweicht wurden. „Manche von uns spielten anfangs in Turnschuhen“, erzählt Heidrun Rose. Dass das nicht gut gehen konnte, erkannten auch ihre Trainer bald, denn bei den Frauen ging es ganz schön zur Sache. Irgendwann gehörten Stollenschuhe in ihre Sporttasche.

Heidrun Rose kickte für den RSV Rehburg, ihr Mann Wilfried trainierte die Mannschaft.

Pioniere des Frauenfußballs im Landkreis Nienburg: Heidrun Rose kickte für den RSV Rehburg, ihr Mann Wilfried trainierte die Mannschaft. ade

Sie kickten ordentlich und zum Spaß gesellte sich bald auch eine Portion Ehrgeiz. Der schlug sich zuerst in der Saison 1974/75 nieder, als Heidrun Roses Mann Wilfried den Trainerposten übernahm. Eine Saison, die mit zweifachem Rehburger Triumph endete: Dem Aufstieg der Damen in die Bezirksleistungsklasse und der Herren in die Bezirksliga. Der Lohn der treffsicheren Mannschaften war eine rauschende Feier in Rehburgs Raths-Keller.

Ihren absoluten Höhepunkt erreichten die Damen des RSV in der Saison 1977/78. Mit der beeindruckenden Bilanz von 29:3 Punkten und 49:8 Toren wurden sie ungeschlagen Meister im Bezirk Hannover. Danach spielten sie in der Verbandsliga. 

Mit dieser Mannschaft schafften die Damen des RSV Rehburg 1978 den Aufstieg in die Verbandsliga.

Stark am Ball: Mit dieser Mannschaft schafften die Damen des RSV Rehburg 1978 den Aufstieg in die Verbandsliga: Oben von links: Elke Schäfer, Ute Onken, Christine Schwerdtfeger, Cordula Barchewitz, Elke reim, Monika Lehmann, Wilfried Rose. Unten von links: Heidrun Rose, Gabriele Arndt, Rita Dökel, Ursula Jürgensen, Inge Schimmelpfennig, Ingrid Dökel, Ursula Krause, Gislinde Langer. privat

Auch Heidrun Rose sonnte sich in diesem Glanz, aber blieb auch dabei, als es nicht mehr so rosig aussah, und statt des Aufstiegs ein Abstieg am Ende der Saison stand. Erst 1982 steckte sie auf. Beruf, Kind, Haushalt – irgendwo musste sie Abstriche machen. Zumal ihr Mann als Trainer immer zeitgleich mit ihr unterwegs war und an spielfreien Wochenenden als Schiedsrichter auf Fußballplätzen stand.

Mit Fußball war für sie trotz des Endes ihrer Fußballerinnen-Karriere nicht Schluss. Ihre Begeisterung gab sie an ihren – noch kleinen – Sohn weiter. Was lag da näher, als eine Pampers-Liga beim RSV zu gründen? So kam der Verein zu seiner F-Jugend, trainiert von einer der Damenfußballerinnen der ersten Stunde.

Aus dem aktiven Fußball haben sich Heidrun und Wilfried Rose mittlerweile verabschiedet. Fußball spielt dennoch weiterhin eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Zu seinem 70. Geburtstag lagen natürlich Fußbälle als Tischdeko aus. Und wenn ihre Enkelin den Ball kickt, halten sie sich mit fachkundigen Tipps nicht zurück.

Die RSV-Damenmannschaft löste sich 1983 wegen Nachwuchssorgen auf. Jahre später wurde Fußball für Frauen in Rehburg neu belebt, musste dann aber erneut mangels Masse aufstecken. In Rehburg-Loccum kicken momentan nur beim TSV Loccum Frauen und das in einer Spielgemeinschaft mit dem TuS Wasserstraße.

Juli 2024

Beate Ney-Janßen