Kaum verändert: Ein altes Bild der neuen Grundschule unterscheidet sich nur unwesentlich von der heutigen Ansicht. GS Münchehagen

Stadtgeschichte(n)

aus Rehburg-Loccum

Niemals geht man so ganz!

Niemals geht man so ganz

Spotlights auf 50 Jahre Grundschule Münchehagen

Münchehagen. 50 Jahre Grundschule in Münchehagen – das ist der Schulgemeinschaft ein Fest wert. Feiern will sie am Freitag, 6. September, von 15 bis 18 Uhr mit allen, die Lust darauf haben. Uns ist dieses Jubiläum einen kleinen Rückblick wert.

Katrin Schafft, Andreas und Mareike Wulf und Sabine Hille erinnern sich gerne an ihre eigene Schulzeit in Münchehagen.ade

Katrin Schafft, Andreas und Mareike Wulf und Sabine Hille erinnern sich gerne an ihre eigene Schulzeit in Münchehagen. ade

 Die kleine Sabine – die heute Sabine Hille heißt -  bekam 1974 ihre Schultüte in die Hand gedrückt und gehörte zu den ersten SchülerInnen Münchehagens, die die neue Schule besuchen durften. Vier Jahre blieb sie dort und hinterließ einen exzellenten Eindruck. Das zumindest sagen die Noten in ihrem Zeugnisheft, das sie immer noch sorgfältig aufbewahrt. Die Jahre müssen wohl prägend und auch für sie gut gewesen sein. Hätte sie sonst 2011 begonnen, als Schulsekretärin dort zu arbeiten?

Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass sie zu denjenigen gehörte, denen bessere Voraussetzungen geboten wurden als den SchülerInnen in den Jahrhunderten zuvor. Ein neues Gebäude mit zwölf Klassenräumen, Funktionsräumen und einer Aula bekamen sie. Alle SchülerInnen in einem Gebäude – das kannte Münchehagen schon lange nicht mehr. Zuvor waren es drei Gebäude, auf die sich die Schule verteilte, und von denen keines in einem angemessenen Zustand war. Unerträglich, wie Eltern und LehrerInnen meinten und ein Zustand, den sie beklagten und gegen den sie lange fochten.

Zehn Jahre Kampf für eine neue Schule

Bereits um 1964 begann der steinige Weg zu der neuen Schule, resümierte Rehburg-Loccums Bürgermeister Heinrich Bullmahn zur Einweihung im September 1974. Zunächst habe es im Dorf Münchehagen, das damals noch eine eigenständige Gemeinde war, an Geld gemangelt. Dieses Problem überwand der Ortsrat und begann 1967 mit den Planungen eines Schulbaus für Münchehagens SchülerInnen. Allerdings genehmigte die Schulbehörde nur den Bau einer Grundschule. Für Münchehagen bedeutete es, dass Fünft- und Sechstklässler künftig in Loccum beschult werden mussten. Der siebte und achte Jahrgang waren kurz zuvor bereits nach Loccum umgesiedelt worden. Gründe dafür lagen im Lehrermangel. Hinzu kamen rückläufige Schülerzahlen, die schließlich dazu führten, die Grundschule nicht kleiner, sondern größer zu bauen als ursprünglich vorgesehen: Die älteren SchülerInnen sollten Loccum besuchen, im Gegenzug kamen Loccums GrundschülerInnen aber nach Münchehagen.

 

Kaum verändert: Ein altes Bild der neuen Grundschule unterscheidet sich nur unwesentlich von der heutigen Ansicht. GS Münchehagen

Kaum verändert: Ein altes Bild der neuen Grundschule unterscheidet sich nur unwesentlich von der heutigen Ansicht. GS Münchehagen

 

Letztlich bewirkte das Hin und Her in den Planungen, dass die neue Schule erst 1974 fertiggestellt wurde – kurz nach der Gebietsreform und nun mit einer Ansprache des Bürgermeisters der jungen Stadt Rehburg-Loccum von der Münchehagen ein Teil geworden war.

Solche Schwierigkeiten berührten die kleine Sabine nicht. Denkt sie an ihre Grundschuljahre, so kommt ihr in erster Linie die Hilfsbereitschaft von Hausmeister Werner Wesemann in den Sinn. Der habe ihr, erzählt sie, einmal einen wirklich professionellen Verband angelegt, als sie sich an der Hand verletzt habe.

Nicht nur sie freute sich über diesen Hausmeister, auch ihr Schulleiter Bruno Wiegand war schier aus dem Häuschen, Wesemann im Schulteam zu haben, und hob das auch in der Schulchronik hervor, die Katrin Schafft aus einem Schrank in ihrem Büro hervorkramt.

Schafft gehört wie Sabine Hille zu jenen, die es in ihre Grundschule zurückzog. 1977 begann ihre vierjährige Schullaufbahn in Münchehagen. Danach ging sie zunächst andere Wege, kam als Lehrerin zurück und leitet die Schule nun seit drei Jahren.

Sie erinnert sich an Wesemann als einen derjenigen, der in ihrer Klasse Schwimmunterricht gegeben hat. Traumhafte Zustände für die kleine Katrin und ihre MitschülerInnen, denn in Wiegands Chronik liest sie nach, dass der Schulleiter vor der Einstellung des Hausmeisters noch dafür zuständig war, ausgegangene Öfen anzuheizen, Klassenräume in Ordnung zu bringen und, wenn es sein musste, auch die Schulhöfe von Unrat zu säubern. Insbesondere letzteres empörte Wiegand, denn zerbrochene Flaschen, Gläser und anderen Unrat schrieb er den „Halbstarken“ zu, die sich viermal in der Woche im nahegelegenen „Beatschuppen“ – er meinte wohl die Gaststätte Kanbach – aufhielten.

Beatschuppen regt den Schulleiter auf

Den „Beatschuppen“ gab es nach 1974 zwar weiterhin, um den Schulhof kümmerten sich fortan aber Hausmeister. Öfen galt es auch nicht mehr anzuheizen, der Zentralheizung sei Dank. Und dass solch ein Hausmeister gelegentlich Lehrer-Aufgaben übernehmen konnte, machte den neu geschaffenen Posten noch unabdingbarer. Wolfgang Deppermann, der Wesemann 1989 ablöste, habe bei Bedarf sogar Mathe und Deutsch unterrichtet, erinnert sich Schafft.

 

Sportlich: In seiner Zeit als Hausmeister unterrichtete Werner Wesemann auch Sport. Beweglich blieb er auch darüber hinaus. ade

Sportlich: In seiner Zeit als Hausmeister unterrichtete Werner Wesemann auch Sport. Beweglich blieb er auch darüber hinaus. ade

 

Zumindest vom Sportunterricht unter dessen Fuchtel kann auch Andreas Wulf berichten, ebenso wie davon, dass er in seinen ersten drei Jahren als Hausmeister noch selbst unterrichten durfte. Wulf bedauert, dass sich 2012 die Vorschriften änderten. An Aufgaben mangelt es ihm aber auch so nicht und einige davon kennt er schon aus seiner Schulzeit, die 1984 in der Grundschule Münchehagen begann. Wo sonst?

Überwiegend positiv waren die vier Jahre auch für ihn, selbst wenn damals den SchülerInnen nach allzu argen Streichen noch die Ohren langgezogen wurden. Schulleiter Hans-Heinrich Strube habe das bei ihm und einigen Klassenkameraden höchstpersönlich übernommen, nachdem sie eine Tür derart kraftvoll zugehalten hatten, dass sie aus den Angeln riss. „Und heute repariere ich so etwas selbst“, sagt er grinsend. Ohne Griff an die Ohren der Übeltäter.

 

Mucksmäuschenstill, wenn der Lehrer einschlief

Grinsen muss auch seine Frau Mareike Wulf, 1988 in Münchehagen eingeschult und mittlerweile zuständig für die Schulmensa. Mucksmäuschenstill, sagt sie, sei die Klasse bei dem Lehrer gewesen, der gelegentlich dazu neigte, während des Unterrichts einzuschlafen. Wer wollte denn schon einen Lehrer wecken?

Zurückdenken an ihren Schulalltag wird ihnen allen, Hille, Schafft und dem Ehepaar Wulf, in der Grundschule Münchehagen leicht gemacht. Immer dann, wenn sie über die Flure flitzen, an deren Wänden die Einschulungsfotos aller Klassen seit 1974 hängen. Weit vorne entdecken sie sich selbst als Sechsjährige mit Schultüten in den Händen. Gehen sie ein wenig weiter, so finden sie die Einschulungsfotos ihrer Kinder.

Für das Sommerfest zum 50. Geburtstag ihrer Schule hoffen sie darauf, dass viele derjenigen, die auf einem diesen Fotos zu sehen sind, ihren alten Schulweg einschlagen. Um zu feiern und um zu erzählen, wie es damals war, als sie selbst Teil dieser Schule waren.

September 2024

Text: ade

SchulleiterInnen:

1963 bis 1980: Bruno Wiegand

1980 bis 1986: Hans Strube

1986 bis 1999: Jutta Grüßing

1999 bis 2000: Dieter Ehlerding

2000 bis 2011: Jutta Pörtge-Hahn

2011 bis 2021: Janine Meyer-Rode

seit 2021: Katrin Schafft

Hausmeister:

1974 bis 1989: Werner Wesemann

1989 bis 2009: Wolfgang Deppermann

seit 2009: Andreas Wulf

Schulsekretärinnen:

1974 bis 1978: Wilma Eberhardt

1979 bis 2008: Rosemarie Puschmann

2008 bis 2011: Bettina Meinking

seit 2011: Sabine Hille