Jagdhorn, Beat und Tanzmusik
Werner Boehms musikalisches Leben
Wie nahezu in jedem Jahr hat Werner Boehm, musikalischer Leiter von Loccums Jagd- und Alphornbläsern, auch in diesem Winter wieder zu einem Lehrgang im Jagdhornblasen eingeladen. 24 angehende Bläser:innen aus nah und fern scharen sich derzeit um ihn. Jagdhörner sind allerdings nicht das Einzige, was er musikalisch beherrscht. In Loccum und Umgebung hat er bereits auf vielen Hochzeiten Gäste in Schwung gebracht.

Bringt anderen das Tuten und Blasen bei: Werner Boehm (vorne links)
lädt erneut zu einem Lehrgang im Jagdhorn ein. ade
Gesundheitlich ist er zwar seit einigen Jahren angeschlagen. Deshalb aber ruhen? Das Glitzern in den Augen, wenn der 76-Jährige von seiner Beziehung zur Musik erzählt, hat er darüber aber nicht verloren.
Die Bühne eroberte er bereits im zarten Alter von neun Jahren. Erste Griffe auf der Gitarre hatte er gelernt. Da verstand es sich von selbst, dass er mit seinem Vater als Duo auftrat. Der führte im Schaumburgischen eine Gaststätte. „Immer wenn ihm danach war, spielte er ein bisschen auf“, erinnert sich Boehm. Und der Filius stimmte begeistert ein.
„Four Rockets“ standen für Beat
Der Gitarre folgte der Bass und wenn er sich auch entschied, etwas Anständiges – Elektriker – zu lernen, so hielt ihn doch nichts davon ab, weiterhin Musik zu machen. An den Wochenenden stand er ab 1965 mit seiner Band „Four Rockets“ auf den Bühnen Norddeutschlands und spielte Songs von den Beatles und Co. Manchmal vor mehreren hundert Zuhörern, manchmal aber auch nur bei einer intimen Session vor einer Handvoll Fans. Ältere Semester erinnern sich noch gut an legendäre Auftritte in Münchehagens Szene-Kneipe Kanbach.

Beat und mehr: 1965 startete Werner Boehm (rechts) mit den „Four Rockets“ durch. privat
Drei Jahre später war Schluss damit. Alle vier Rockets mussten zur Bundeswehr und zu ihrem Leidwesen in unterschiedliche Kasernen. Doch das Ende der Rockets wurde für Boehm ein neuer Anfang: Die Hochzeit mit seiner Irmtraud, der Umzug nach Loccum und eine neue Band. Ab diesem Zeitpunkt stand Tanzmusik auf dem Programm. Tingelnd mit den „Flamingos“. Hochzeiten, Betriebsfeiern – überall dort, wo Leute in Schwung kommen wollten, waren die Flamingos dabei. Mehr als 20 Jahre haben sie gut unterhalten und sich die Nächte mit Musik in Sälen um die Ohren geschlagen.
Groupies im Seniorenheim
Dieser Ära ließ Boehm ab 1990 eine Karriere als Alleinunterhalter folgen. Mit dem Keyboard, etwas gesetzter, aber mit allem Charme, mit dem er sich in den Jahrzehnten zuvor bereits hervorgetan hatte. Erst Corona machte dem einen vorläufigen Strich durch die Rechnung, war zunächst Schluss mit regelmäßigen Auftritten in Seniorenheimen. An seine Groupies – die Riege Damen in einem der Heime, die vehement immer die erste Reihe für sich beanspruchte – dachte er in dieser Zeit nur zu gerne zurück.
Doch die Pandemie verging und mittlerweile ist er wieder Hansdampf in allen Gassen. Reichlich regelmäßig ist er mit seinem Gesang ein höchst willkommener Gast in diversen Seniorenheimen. „Ein bisschen schunkeln kommt eben richtig gut an“, sagt er schmunzelnd.

Alphorn jenseits der Berge: Mit Überzeugungskraft schaffte es Werner Boehm (Mitte), Loccums Jagdhornbläser auch an das Alphorn heranzuführen. ade
Quasi nebenbei lernte er während seiner Musikerkarriere noch Trompete, machte in Loccums Blasorchester der Feuerwehr mit, ließ sich als Dirigent ausbilden, übernahm die Leitung von Loccums Jagdhornbläsern und brachte sie dazu, auch das Alphorn zu lernen - das doch immerhin ein reichlich außergewöhnliches Instrument im Flachland von Deutschlands Norden ist.
Mit dem Alphorn in die Sauna
„Unseren witzigsten Auftritt hatten wir in der Saunalandschaft Emden“, erzählt Boehm. Bevor die Männer sich darauf einließen, fragten sie vorsichtig nach, ob sie bar aller Kleidung spielen müssten. Mussten sie nicht. Welche Erleichterung. So wurde auch jener Vertrag perfekt.

Beine machen: Von 1968 bis 1990 sorgten die Flamingos für Tanzmusik in vielen Sälen. Immer dabei: Werner Boehm (links). privat
Und was sonst noch? Ein Tonstudio richtete er sich ein. Und betätigte sich als Komponist. 80 Lieder sind es, die er selbst komponiert und eingespielt hat. „Die meisten für meine Lieblingsfrau“, sagt er mit Blick auf seine Irmtraud, mit der er glücklich ist wie am ersten Tag. Dass sie auch gemeinsam musikalisch sein können, zeigte das Paar 2006 beim Loccumer Schützenfest. Zwei Jahre zuvor hatten sie beide den treffendsten Schuss abgegeben, und waren damit König und Königin ihres Heimatdorfes. Der Tradition, dass der Schützenkönig beim nächsten Kommersabend eine Rede halten muss, verpasste dieses Paar eine neue Note. Im Duett sangen sie ein Lied, das Boehm nur zu diesem Zweck geschrieben hatte.

Tänzchen mit der Lieblingsfrau: Irmtraud und Werner Boehm
beim Ehrentanz als Königspaar 2004 in Loccum. ade
So geht es im Hause Boehm mit Musik immer weiter. In diesem Jahr auch mit den Vorbereitungen auf das 50-jährige Bestehen der Loccumer Jagdhornbläser. Und weil es so schön ist und er nicht ruhen kann, hat Werner Boehm noch diverse andere Pläne. Die überwiegend sehr klingend sind.
März 2025
Beate Ney-Janßen